Samstag, 5. Mai 2007

Jerusalem am Shabbat

Gestern war Shabbat, das bedeutet, keine Geschäfte haben offen, keine öffentlichen Busse fahren und wenn man durch die Straßen außerhalb der Stadtmauern schlendert, denkt man, man wäre in einer verlassenen Geisterstadt. Nicht einmal, den bei uns so beliebten "sonntäglichen" Stadtbummel, gibt es. Unglaublich und etwas unheimlich...

Innerhalb der Mauern, ist es dagegen umso belebter – logischerweise vor allem im arabischen Viertel. Dort befindet sich auch das "Österreichische Hospiz" mit einem wunderbaren grünen Garten mit Cafétertia, wo ich mir eine Mélange und einen zünftigen Apfelstrudel bei schönstem Sonnenschein gegönnt habe :)

Unser Aussenminister, Frank-Walter Steinmeier wollte mich eigentlich gestern hier besuchen und mit mir über meine Masterarbeit reden,.. allerdings haben wir uns irgenwie verpaßt, somit musste er dann doch ein Treffen mit dem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einschieben. In seiner Doppelrolle als EU Ratspräsident ging es um die "eingefrorenen" Gelder der EU die hier zum Aufbau der Wirtschaft dringend benötigt werden.

Des weiteren war ich gestern auch noch fleißig am basteln für meine heutige "Sprayeraction" an der Mauer :) Gehe jetzt gleich mal los und suche mir ein geeignetes Plätzchen... Bilder davon lade ich dann heute Abend hoch :)

Hier schon mal 2 Bilder der "Geisterstadt":


Der Zionsplatz, einer der belebtesten Plätze und der Treffpunkt in der Stadt


Die Jaffa Road, der "Ku´damm" von Jerusalem um 10:43 h morgens am Shabbat

Donnerstag, 3. Mai 2007

Ramallah

Gestern war ein wirklich abwechslungsreicher Tag, von interessanten Gesprächen über tanzende Polizisten bis hin zum "rumgeballer" mit Maschinengewehren bezüglich des, von den Demonstranten gewünschten, Rücktritts von Premierminister Ehud Olmert.

Das Goethe Institut in Ramallah ist ein wirklich freundlicher Ort. Nicht zuletzt durch die freundliche und hilfsbereite Art von Ursula Gutcherian und Samira Hanini. Entspannt konnte ich in den Unterlagen zur Goetheplattform "Kunst und Krieg" recherchieren sowie in einem kurzen Gespräch mit den beiden die Lebens- und Sicherheitslage vor Ort sowie die Arbeit des Institutes im Allgemeinen bequatschen.

Darüber hinaus bekam ich 2 wichtige Tipps: Mich mit meiner Arbeit an die zwei führenden palästinensischen Kulurorganisationen, Sakakini-Foundation sowie die Qattan-Foundation zu wenden. Da ich ohnehin vor Ort war, dachte ich mir sofort dahin zu fahren. Faten Farhat, die Direktorin der Sakakini-Foundation hatte leider nur kurz Zeit. Mit ihr werde ich mich wahrscheinlich kommende Woche nochmals in Ramallah treffen.

Auf dem Weg zur zweiten Adresse, kreuzte ich den Löwenplatz, der (Chaos-)Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Hier arbeitet, oder besser gesagt, tanzt, DER Botschafter der Stadt der Westbank, wenn nicht des ganzen Nahostkonfliktes. Abu Ali Read hat als Verkehrspolizist einen eigen Stil entwickelt das Chaos in der Stadt zu bändigen (Ampeln gibt es nicht, hätten auch keinen Sinn). Mit choreografiegleichen Tanzbewegungen läßt er Leute passieren oder Autos warten. Inmitten der Hektik, der allgegenwärtigen Gewalt, ist es er, der zeigt, dass die Leute die Lebenslust nicht verlernt oder verloren haben. Berühmtheit erlangte er bereits auch schon bei uns in Deutschland, genauer gesagt in den ARD-Tagesthemen. Leider sind seine Englischkenntnisse rudimentär und meine Arabischkenntnisse noch schlechter, sodass ich ihm nur kurz von seiner Botschafterrolle erzählen konnte.

Zunächst sah es bei der Qattan-Foundation auch nicht besser aus. Mahmound Abu Hashhash, Leiter der Abteilung für Kultur und Kunstprojekte, begrüßte mich mit den Worten nur 10 Minuten Zeit zu haben. 2 Stunden und eine halbe Tüte Haribo Maoam® später diskutierten wir immer noch! Das Gespräch war überaus herzlich und vor allem sehr offen. Er reagierte selbst auf kritische Fragen meinerseits gelassen und erläuterte mir den palästinensischen Standpunkt in der Öffentlichkeit, sowie die verzwickte Situation und den "Road Map"-Gedanken aus Kultureller Sicht. Er selbst studierte in London, UK, und sei sich dem Bild und dem Stellenwert in den europäischen Medien, welchen die Nahostpolitik dort hat, durchaus bewusst.
Meine Motivation und die Idee meiner Arbeit hielt er für visionär, betonte aber auch, das es eben diese Visionen sind, die die Dinge verändern können.
Auf die Frage: Wie sieht Palästina 2027 aus, erwiderte er spontan, dass lediglich die Zielgenauigkeit der israelischen Waffen besser und die Grenzkontrollen hightechmäßiger ausgeweitet sind.
Den Supergau, einen Krieg arabischer Staaten (er meinte vor allem Syrien) hielt er bis dahin für überaus wahrscheinlich.
Sehr schockierend für mich waren seine Schilderungen bezüglich militärischer Aktionen in der Westbank (vor allem Nablus und Ramallah) bei denen es regelmäßig zu Toten und Verletzten kommt. Hier vielen die Stichworte: Sippenhaft, Vorverurteilung und Schutzhaft.

Ich möchte das umkommentiert lassen, da ich ebenfalls Schilderungen auf israelischer Seite von ähnlichen Guerilla Aktionen von palästinensischen Terroristen gehört habe.

Da Waffen hier so selbstverständlich sind wie bei uns die Gartenzwerge, war es eigentlich nur für mich sehr befremdlich, als in der Nebenstraße ein halbes Magazin weggeballert wurde. Obwohl ich eher der neugierige Typ bin, war es mir in diesem Fall egal, warum, weshalb und wieso da geschossen wurde. Beunruhigend waren dann nur die Sirenen von Krankenwagen und Polizei 5 Minuten später. Gleichzeit kam es mir so vor, als ob ich der einzige gewesen bin der das gehört hatte. Das Alltagsleben ging ganz normal weiter, in den Geschäften wurde gefeilscht, Kaffee getrunken oder einfach nur sich unterhalten.

Die Rückfahrt der knapp 40 km langen Strecke hat aufgrund der Grenze/Checkpoint,Pass-, Gepäck- und Personenkontrolle gut 2 Stunden gedauert.

Abends, wieder zurück in Jerusalem und in meiner Luxusabsteige, kam es erneut zu Schüssen, diesmal viel mehr und häufiger.

Und wieder ging ein ganz normaler Tag im Nahen Osten zu Ende...

Heute früh habe ich auch den Grund für das "Geballer" erfahren. Das Winograd-Dekret, welches der aktuellen Regierung um Premierminister Ehud Olmert und seinem Verteidigungsminister Amir Perez die Hauptverantwortung für den im vergangenen Herbst geführten Libanonfeldzug zuschreibt und ihnen ein katastrophales Zeugnis der Kriegsführung ausstellt und Fehleinschätzungen sowie Beugung der Demokratie vorwirft.
Gestern demonstrierten gut 100 000 Menschen friedlich in Tel Aviv für einen Rücktritt der gesamten Regierung und vor allem Omerts. In Jerusalem waren es nur ein paar hundert, diese waren allerdings so aufgebracht, dass sie sich mittels ihren Waffen Gehör verschafften. Verletzt wurde - meinen Informationen zufolge - niemand.

Heute konnte leider nicht so viel erreichen, bei UNO (UN Office for Coordinations of Humanitarian Issues & Affairs - OCHA) sowie bei beim Israel/Palestine Center for Research and Information (I.P.C.R.I) und International Peace And Cooperation Center (IPCC) konnte ich mir nur ein paar Termine für kommende Woche holen. Wenigstens konnte ich den überaus guten israelischen Kaffee (Weltklasse!) mit einem unglaublich süßen Zuckerteil genießen :)






Auswahl an Kasetten mit Koranversen und Predigten


schöne Blumen!


ein Stück kalter Krieg geht weiter,.. Kalashnikov AK 47 (Russland) vs. M16 / M4 (USA) (siehe Bild unter Post: Jerusalem - Mea Shearim)


180° Panorama auf Ramallah


Botschafter für - und Institution in Ramallah, der "tanzende" Verkehrspolizist (Er regelt den Verkehr mit einer, ihm typischen Art, etwas zwischen Tango und Salsa).


das ganz normale Chaos

Jerusalem, Mea Shearim

Neben dem überaus geistig aufgeladenen Jerusalem, habe ich doch tatsächlich auch das "westlich verkommene" Leben in der Stadt gefunden. Aber auch hier, ist es nicht ganz so wie in Berlin, Moskau oder New York. Es ist ja schon etwas befremdlich, im überwachten Café zu sitzen und sich entspannt zu fühlen.

Das absolute Highlight war aber gestern der Besuch im ultra orthodoxen Judenviertel, Mea Shearim. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Telefon (vielleicht ein paar geheim-Handys). Neuigkeiten verbreiten sich nur mündlich oder sind mit Plakaten an die Hausmauern geklebt (siehe Foto).
Gestern Abend führte ich ein sehr interessantes und unterhaltsames Gespräch mit Dr. Klaus Lampert, Arzt in der Hadassah Klinik in En Kerem.
Er berichtete von einem friedlichem Mikrokosmos der Kulturen. Araber, Christen und Juden teilen sich die Zimmer auf den Stationen und werden nicht gesondert oder getrennt behandelt. Die Situation ist friedlich und resepetvoll, so sein Bericht.
Die Klinik ist vor allem durch ihre Chagall-Fenster im Erdgeschoss bekannt
(siehe unter Links).

Momentan sitze ich gerade in Ramallah in einem kleinen Internet Coffee (kein Witz, hier steht Coffee - bitte mit viel Milch und Zucker) und freue mich über das unglaublichste Hupkonzert draussen auf der Strasse. Die Lage hier ist wesentlich entspannter, die Strassenverhältnisse katastrophal und das Wetter gerade leicht bedeckt.

Habe gleich einen Termin mit dem hiesigen Goethe Institut. Werde mir dann nachher auch die Parlamentsgebäude ansehen und heute abend wieder nach Jerusalem zurückfahren.

und ja, und ich werde mir auch eine Spraydose kaufen und auch mich an der Mauer verewigen...

Anbei ein noch ein paar visuelle Eindrücke:


180° Blick vom Mount Scopus (Hebrew University of Jerusalem) auf die Altstadt


90° Blick vom Mount Scopus (Hebrew University of Jerusalem) ins Hinterland




Im Jüdischen Viertel in der Altstadt, wurde mittels Spraydose die arabischen Straßennahmen entfernt.


"fernsehen" in Mea Shearim






Früh übt sich...


Zionsplatz, Jerusalem, 17:47h

Montag, 30. April 2007

Betlehem

Habe heute den Minibus nach Betlehem genommen und konnte mir bereits ein erstes Bild der Lage "der anderen Seite" auf der Fahrt dorhin machen, welche widrigen Umstaende ein Palestinenser erdulden darf, um ein- bzw. ausreisen zu koennen.

Besonders interessant, war die Kontrolle am Checkpoint. Auslaender koennen einfach passieren, Palestinenser muessen einen Handscan sowie eine eingehende Personen und Gepaeckkontrolle ueber sich ergehen lassen (bis zu 1 Stunde Wartezeit, sagte mir ein Busreisender).

Die Mauer ist schon beeindruckend. Schaetzungsweise ca. 6-7 Meter hoch und absolut unueberwindbar. Das Argument, damit Selbstmordattentaeter aus Israel fern zu halten, trifft sicherlich nur bedingt zu. Es erschwert zwar offensichtlich irgendwelchen Terroristen ungehindert die "Grenze" zu passieren, allerdings draengt sich einem vielmehr der mentale Aspekt der Mauer auf - als reine Machtdemonstration gegenueber den Palestinensern.

Werde morgen oder uebermorgen eine Reise mit dem Bus nach Ramallah, bzw. von Ramallah nach Betlehem (auf palestinaenischer Seite) machen und dokumentieren.
Erfahrungsberichten nach fuehrt der Weg an 9 Checkpoints vorbei. Das bedeutet, inkl. der Wartezeiten und Kontrollen, bis zu 5 Stunden Reisezeit fuer gerade mal laeppische 60 km! Bon Voyage.

Anbei noch ein paar Eindruecke aus Betlehem. Mehr Bilder lade ich morgen oder so hoch...


"Frohe Weihnachten in Betlehem"


Stein des Anstosses. Eine der israelischen Siedlungen (Har Homa).


"Welcome to Jerusalem"




"Die Berliner Mauer werde "notfalls noch hundert Jahre stehen" verkündete Erich Honecker noch im Januar 1989..."






Taxisharia in Betlehem Stadt

Sonntag, 29. April 2007

Jerusalem

Heute nur ein paar neue Bilder...


Falaffel




Schoene T-Shirts...








orthodoxer Jude auf dem Weg zur Klagemauer...







Kampfansage