Mittwoch, 9. Mai 2007

Interviews UNO und IPCC



Die letzten Tage waren sehr abwechslungsreich, ... sorry, dass ich 3 Tage nichts geposted habe.
Vorgestern hatte ich ein interessantes Treffen mit Majed Abu Kubi, Unit Manager Information Management, UNO (OCHA, Office for the Coordiantion of Humanitarian Affairs, Jerusalem). Wir unterhielten uns über die Siedlungspolitik, sowie die Zersiedelung der palästinensischen Autonomiegebiet (PA). Ein "Klick" auf die Website lohnt sich, dort finden sich jede Menge Kartenmaterial, Tabellen und Infos. Bildmaterial habe ich zur internen Verwendung großzügig zur Verfügung gestellt bekommen, dieses kann ich leider hier nicht posten.
Im örtlichen Büro werden Informationen zur Sicherheitslage durch "Vorortbesichtigungen" sowie Externe Mitarbeiter bearbeitet, eingeschätzt und ausgewertet. Als Kommunikationsdesigner hat es mich besonders gefreut zu hören, dass mein Job auf diesem Gebiet besonders gefragt und gesucht ist. So bekam ich bereits nach 5 Minuten das erste Jobangebot. :) Leider konnte ich den Blog nur auf deutsch präsentieren, was mich im nach hinein etwas geärgert hat. Mittlerweile denke ich schon ernsthaft darüber nach, das ganze auf Englisch weiter zuführen, da ich diese Reaktion leider nun schon mehrmals hier gehört habe.
Bilder sind glücklicherweise sprachübergreifend...

Gestern war ich u.a. in Qumran, Masada (Burg von König Herodes), eine Runde im Toten Meer liegen und noch in Jericho.
Mit großem Interesse ist ja der gestrige Fund des Grabes des besagten Königs hier aufgenommen worden - allerdings nicht in Bezug auf die Ausgrabung selbst. Heute waren promt wieder verstärkte Sicherheitskontrollen und Checkpoints, nach Äusserungen von jüd. Siedlern, dass dieser Fund nur ein weiterer Beweis für die Rechtmäßigkeit auf den Anspruch des ganzen Landes sei. Da sich das Grab aber im PA befindet, wurde mit "Reaktionen" auf diese Aussagen von palästinensischer Seite hier in Jerusalem gerechnet, bisher blieb es aber schön ruhig.
Das Ganze zeigt eigentlich nur, an welchem seidenen Faden der "Friede" hängt – der sensationelle Fund spielt hier keine größere Rolle.

Jericho (PA) war etwas enttäuschend, lediglich ein paar Steinbrocken stehen noch von der damaligen Siedlung, wobei die in der Bibel beschriebene Stadtmauer bis heute nicht gefunden wurde. Der Tourismus, die wirklich einzige Einnahmequelle, ist fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Es ist schon bitter mit anzusehen, wie die älteste kontinuierlich bewohnte Siedlung der Welt (knapp 11 000 Jahre alt) so vor "die Hunde" geht.

Des Weiteren erfuhr ich von meinem koptischen (christl. arabisch) Fahrer, David, eine neue Theorie über das Scheitern von Camp David 1994. Seiner Meinung nach ging es Arafat nur um die Subventionen aus USA und Europa. Hätte er sich damals mit Barak geeinigt, wären diese Zahlungen natürlich in Zukunft eigestellt worden. Das hätte Palästina noch weiter wirtschaftlich zurückgeworfen. In diesem Zusammenhang, erklärte mir David, dass natürlich auch rein persönliche Geldinteressen von Einzelnen eine Rolle gespielt haben, demnach sei Arafat, einer der reichsten Palästinenser im Land gewesen.
Ebenfalls der Bau der Mauer, so wurde mir gesagt, sei aktiv von palästinensischen Bauherren vorangetrieben worden, die eine ganze Stange Geld mit dem israelischen Großprojekt verdient haben. Ich hatte bisher weder die Zeit noch Muße dieses nachzuprüfen. Werde das aber natürlich tun. Auch hier möchte ich diese Meinung unkommentiert stehen lassen.

Heute, hatte ich ein überaus interessantes wie informatives Gespräch mit Dr. Abdallah Owais, Project Manager im IPCC (International Peace and Cooperation Center, Jerusalem)
In dem knapp einstündigen Gespräch ging es zunächst um sein Spezialgebiet: Stadtplanung und Stadtentwicklung von Jerusalem. In diesem Zusammenhang schenkte er mir großzügigerweise gleich drei der jüngst erschienen Publikationen, die meisten in enger Zusammenarbeit mit der hiesigen Vertretung der Friedrich Ebert Stifung.
Im Einzelnen handelt es sich um die Bücher: "Jerusalem on the map" IPCC, ISBN: 965-7283-12-4 // "The Wall – fragmenting the palestinian fabric in Jerusalem" IPCC, ISBN: 965-7283-11-6 // "discrimination in the heart of the Holy Land", Meir Margalit, ISBN: 965-7283-08-6. Beim zuletzt genannten Titel handelt es sich bei dem Autor um einen ehemaligen Verantwortlichen im israelischen Stadtplanungsamt, Jerusalem. Meir Margalit ist einer der prominentesten Mitgestalter (seit über 30 Jahren) im laufenden Friedensprozess. Momentan arbeitet er im israelischen Komitee "Against Housing Demolitions" (frei übersetzt: "gegen die Zerstörung von Wohnraum").
Herr Dr. Owais zeigte mir die zentrale strategische Rolle Jerusalems für die PA auf. Er erklärte mir den Plan E-1 (Expansion 1) auch bekannt unter dem Namen "Jerusalem 2000 Plan" der die strategische Zersiedelung Ostjerusalems (hauptsächlich bewohnt von Palästinensern) vorsieht. Er belegte mir diese Absicht und das Vorhaben mit Zahlen und Fakten, teilweise den gleichen, die ich zwei Tage zuvor auch schon von der UN bekommen hatte.
Ich war so frei, eine Karte aus dem Buch "Jerusalem on the map" abzufotografieren und zu posten welche den ungefähren Verlauf des E-1 vorsieht. (Obwohl ich zwar in meinem "mobilen Büro" über Adobe Illustrator® verfüge, ist es mir in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen, eine entsprechende eigene Karte zu präsentieren.)

Expansion Plan E–1 / zum Vergrößern bitte anklicken...

Zum Abschluss unseres Gespräches viel seine Einschätzung zu meinem Themas (Wirklichkeitsbezug sowie die Wichtigkeit von aktiv gestalteter Kommunikation) recht positiv aus. Er betonte, dass erstmal grundsätzlich nichts unrealistisch sei, lediglich die Zeit und die Umstände nicht immer dafür sprechen. Nochmals ausdrücklich betonte er, dass eine dauerhafte Lösung des Konfliktes, NUR friedlicher Natur sein könne.

Kurzentschlossen werde ich morgen Richtung Süden, über Hebron nach Eilat weiter nach Akaba reisen, somit meinem Blog voraussichtlich eine kreative Auszeit für ein paar Tage gönnen.

Das nächste Thema steht allerdings schon fest: Das Handy! Benutzung anders als in Deutschland!

hier ein paar visuelle Eindrücke von jetzt, gleich und nachher...


Die Politik von "Big Brother" kommt nicht immer gut an!


Jüdischer Freidhof auf den "Olive Mountain, Jerusalem"




verlassenes Wohnhaus in Jericho - diesmal nicht von Posaunen zerstört.

Sonntag, 6. Mai 2007