Mittwoch, 16. Mai 2007

Tagespolitik Israel, Nationalfeiertag und Handy

Nun bin ich seit gestern wieder aus Amman/ JOR zurück. Der Grenzübertritt hat unglücklicherweise besonders lang gedauert (3 Stunden), weil am 14. Mai gleichzeitig noch der Nationalfeiertag war (14. Mai 1948 Staatsgründung Israels durch David Ben Gurion),.. und somit waren alle noch etwas nervöser als sonst, vor allem an der Grenze zu Jordanien, die Heimat vieler Palästinenser.

Hier in Jerusalem ist glücklicherweise nichts passiert und es blieb schön ruhig. 150 km weiter südlich, in Gaza Stadt dagegen nicht, was nichts mit dem Feiertag zu tun hatte. Die Kämpfe zwischen der Fatah und der Hamas sind wieder voll ausgebrochen, es kam zu mehreren Toten und Verletzten. Gestern ist auch noch, der für die palästinensische Sicherheit zuständige, Innensminister zurückgetreten, was da zu geführt hat, dass sich die beiden rivalisierenden Parteien in Gaza den Ministerposten neu einverleiben/bestätigen wollen.
Als Ablenkung der eigenen innerpalästinensischen Kämpfe, feuerte die Hamas parallel ein paar Kaszam-Raketen auf die nahe Grenzstadt Sderot/ISR.
Als Besatzungsmacht hat Israel nach internationalem Recht die Möglichkeit Vorort für Ruhe und Ordnung zu sorgen um die Versorgung der Bevölkerung zu garantieren – doch das kann unmöglich der Wunsch sein. Das Ergebnis wäre ein Horrorszenario mit unendlich vielen Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Zusätzlich würde es jegliche Friedensbemühungen und Pläne weit zurückwerfen.

Soviel zur allgemeinen Tagespolitik.

Heute, 15. Mai, gab es ein Parade zum 40-jährigem bestehen der Wiedervereinigung/Rückgewinnung Jerusalems (durch den "6-Tage-Krieg") in der Innenstadt (nicht Altstadt). Die vielen Kinder in blauen Hemden und roten Tüchern, die vielen Fahnen und Marschgesänge hatten schon etwas befremdliches. Der lose und "unmilitärische" Verlauf des Festzuges sorgten allerdings dafür, das man keine sozialistischen Assoziationen bekam.

Parade zum 40. Jahrestag der Wiedervereinigung/Rückgewinnung Jerusalems, durch den "6-Tage-Krieg"

Ebenfalls war beeindruckend, dass zum Einen auf jeden Besucher mindesten zwei Militärs + zwei bewaffnete Zivilpolizisten + (wahrscheinlich) zwei bewaffnete Mossad-Agenten kamen (?!).


Zum Anderen innerhalb der Stadtmauern das Leben unbeeindruckt weiterlief da Moslems die Teilnahme an der Parade absolut verwehrt blieb. Ebenso machten sich die ultraorthodoxen Juden auch nichts aus den Feierlichkeiten.

Wir müssen draußen bleiben... kein Fest für Moslems!


Ich hatte es ja bereits schon angekündigt, dass das Mobiltelefonieren in Israel etwas anders abläuft als bei uns in Deutschland. Abgesehen von den üblichen Verabredungen, Verspätungs-SMS oder dem allgemeinen Telefonat gibt es hier noch eine weitere Komponente, die ich als "Sicherheits-Anruf", bzw. "-SMS" beschreiben würde.
Ein kleines Beispiel: Während der 5-stündigen Busfahrt von Jerusalem nach Eilat saß neben mir eine Schülerin die ±37 mal angerufen wurde, bzw. angerufen hat (ich habe bei Telefonat ± Nr. 6 mit angefangen zu zählen/Strichliste zu führen). Das macht im Durchschnitt alle 8 Minuten ein Telefonat!
Zwischendrin (in einer Telefonpause) habe ich sie dann mal darauf angesprochen, weil es mich schon etwas erstaunt hat, dass sie maximal nur 15 bis 20 Sekunden lang telefoniert.
Sie sagte mir, dass sie immer nur kurz Bescheid gibt, dass es ihr gut geht, alles sicher ist und sie nicht in Gefahr ist. (!)
Für mich klang das etwas Schizophren und nach Verfolgungswahn, doch erklärte sie mir, dass die meisten der geführten Gespräche diese Art von Inhalt haben – bei vielen Israelis.
Unabhängig wo man sich gerade befindet. Man ruft an oder wird angerufen, das gleiche gilt natürlich auch für SMS.
Da ich das schon vorher zweimal gehört hatte, muss irgendetwas davon wahr sein. Ich werde das auch in Zukunft weiter verfolgen. Hier ergeben sich auch für einen Kommunikationsdesigner enorme Möglichkeiten – wahrscheinlich aber eher weniger für die Kommunikation mit "der anderen Seite".

Übermorgen werde ich meine Zelte hier abbrechen und wieder die Heimreise nach Deutschland antreten. Irgendwie freut man sich, nach dem hier so selbstverständlichen Umgang mit Waffen und Gewalt, auf die "Gartenzwerge und Bausparverträge". Ich möchte an dieser Stelle noch kurz allen Menschen danken, die mir bleibende Eindrücke vermittelt und persönliche Einblicke in den vergangenen Wochen gewährt haben.

Anbei noch ein paar Bilder der vergangenen Tage.

Jordanien: im Wadi Rum



Wadi Rum – Gespräch mit Händen und Füßen mit dem Guide und Fahrer, Attala, Beduiene aus Südjordanien


Petra – Viel mehr als nur "Indianer Jones"...


Amman – Panorama von der Zitadelle aus ins Zentrum