Mittwoch, 8. August 2007

Einiges passiert…

Immer wieder werde ich darauf angesprochen, warum sich auf meinem blog momentan nichts tut. Ich kann euch beruhigen und Vorfreude auf mehr (viel mehr) machen! Parallel zu meiner schriftlichen Ausarbeitung meiner Masterarbeit, entsteht eine Website mit Interviews, Soundbites, Bildern, Filmchen, Infografiken, usw... Mir schien der Blog dafür nicht die passende Form. Die vielen recherchierten Informationen sollten meiner meinung nach besser und übersichtlicher präsentiert werden…

In den vergangenen Wochen habe ich neben schreiben, gestalten, schneiden und basteln u.a. einige Interviews geführt. Eines war mit Dr. Johannes Gerster, ehemaliger Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jerusalem, 9 Jahre war er einer der Chefvermittler zwischen den Israelis und der Autonomiebehörde, oftmals auch im Hintergrund...

Anbei schon mal ein kleiner Auszug aus dem Gespräch:…



Bernhard Pompeÿ: Sie vertreten unter anderem den Ansatz "veritas fecet pacem!" (Wahrheit schafft Frieden)
Wie beurteilen Sie die momentane Situation im Nahen Osten unter diesem Gesichtspunkt?

Johannes Gerster: „Wahrheit schafft Frieden“ will ja sagen, dass ein Frieden der auf falschen Annahmen, falschen Beurteilungen beruht, nicht funktionieren kann. Und die Ursache im Nahen Osten ist, und ich sag das mal so deutlich: wenn die Arabischen Nachbarn damals den UNO-Beschluss akzeptiert hätten, hätte es hier einen größeren Palästinensischen Staat gegeben, als es in Zukunft je geben wird. Es ist aber im Prinzip eine Geschichte der verpassten Möglichkeiten. Deswegen sage ich, man muss jetzt einfach von der Wahrheit ausgehen: Erstens gibt es einen israelischen Staat und der darf nicht zerstört werden. Wo jetzt genau die Grenzen dieses Staates verlaufen, weiß man nicht genau, also muss man eine wirklich faire Grenzziehung herbeiführen. Zweitens: es muss einen palästinensischen Staat daneben geben, denn alle anderen Lösungen scheiden aus. Besatzung ist keine Lösung auf Dauer, den Anderen rausschmeißen ist keine Lösung, dass man einen Binationalen Staat schafft, ist angesichts der Verhärtung der Fronten keine Lösung – das wollen beide nicht. Letzen Endes also bleibt nur eine Trennung.





Ein weiteres Interview führte ich mit Hans Nieswandt, DJ und Buchautor aus Köln. Er bereiste im Auftrag des Goethe Instituts den Nahen Osten, veranstaltete DJ-Workshops, hatte Auftritte und hielt Vorträge vor Ort…

auch hier ein kleiner Vorgeschmack…:



Bernhard Pompeÿ: Du warst 2004 in Israel und Palästina als DJ und Workshopleiter unterwegs. In dem Buch „Disko Ramallah“ beschreibst du deine Aufenthalte dort in einer Art Dokumentation. Wie kam es zu dieser Reise?

Hans Nieswandt: Meine Reise fand im Rahmen eines Programms des Goethe Instituts statt. Die elektronische Musik aus Deutschland hat sich seit den 90er Jahren weltweit etabliert, DJ’s aus aller Welt kennen die Platten aus Deutschland. Das Goethe Institut hat das bemerkt und begonnen die E-Musik neben anderen kulturellen Punkten in ihr Programm zu nehmen. Das wurde dann zunächst in Südamerika begonnen und schließlich sollte ich als erster deutscher DJ ähnliches im Nahen Osten ausprobieren. Mit dem bewährten Programm, wie ich das seit den frühen 90er Jahren schon mache: eine Mischung aus Auftritten und in Form von Vorträgen und DJ- oder Produktionsworkshops. Da lernt man eine Menge Leute kennen, die gleich gesinnt sind und das war in allen Ländern ganz unterschiedlich: im Libanon ganz anders als in Ägypten oder in Palästina. In Palästina war es im Vergleich extrem rudimentär, weil es nur sehr wenige Vergnügungsstrukturen gibt.

...

Ich hoffe ich konnte ein wenig hungrig auf Mehr machen.
bis ganz bald…

Mittwoch, 23. Mai 2007

Berliner Mauer Assoziationen



Vergangenes Wochenende war ich in Berlin auf der Typo2007. Bei einem morgendlichem Spaziergang (nach Hause) durch B-Friedrichshain fand ich an einem Rest "Berliner Mauer" dieses Grafitti. Anscheinend weckt die Mauer bestimmte Assoziationen. Die Parallelen zur Mauer und der Grenzbefestigung von damals sind ja überaus frappierend.

Mittwoch, 16. Mai 2007

Tagespolitik Israel, Nationalfeiertag und Handy

Nun bin ich seit gestern wieder aus Amman/ JOR zurück. Der Grenzübertritt hat unglücklicherweise besonders lang gedauert (3 Stunden), weil am 14. Mai gleichzeitig noch der Nationalfeiertag war (14. Mai 1948 Staatsgründung Israels durch David Ben Gurion),.. und somit waren alle noch etwas nervöser als sonst, vor allem an der Grenze zu Jordanien, die Heimat vieler Palästinenser.

Hier in Jerusalem ist glücklicherweise nichts passiert und es blieb schön ruhig. 150 km weiter südlich, in Gaza Stadt dagegen nicht, was nichts mit dem Feiertag zu tun hatte. Die Kämpfe zwischen der Fatah und der Hamas sind wieder voll ausgebrochen, es kam zu mehreren Toten und Verletzten. Gestern ist auch noch, der für die palästinensische Sicherheit zuständige, Innensminister zurückgetreten, was da zu geführt hat, dass sich die beiden rivalisierenden Parteien in Gaza den Ministerposten neu einverleiben/bestätigen wollen.
Als Ablenkung der eigenen innerpalästinensischen Kämpfe, feuerte die Hamas parallel ein paar Kaszam-Raketen auf die nahe Grenzstadt Sderot/ISR.
Als Besatzungsmacht hat Israel nach internationalem Recht die Möglichkeit Vorort für Ruhe und Ordnung zu sorgen um die Versorgung der Bevölkerung zu garantieren – doch das kann unmöglich der Wunsch sein. Das Ergebnis wäre ein Horrorszenario mit unendlich vielen Toten und Verletzten auf beiden Seiten. Zusätzlich würde es jegliche Friedensbemühungen und Pläne weit zurückwerfen.

Soviel zur allgemeinen Tagespolitik.

Heute, 15. Mai, gab es ein Parade zum 40-jährigem bestehen der Wiedervereinigung/Rückgewinnung Jerusalems (durch den "6-Tage-Krieg") in der Innenstadt (nicht Altstadt). Die vielen Kinder in blauen Hemden und roten Tüchern, die vielen Fahnen und Marschgesänge hatten schon etwas befremdliches. Der lose und "unmilitärische" Verlauf des Festzuges sorgten allerdings dafür, das man keine sozialistischen Assoziationen bekam.

Parade zum 40. Jahrestag der Wiedervereinigung/Rückgewinnung Jerusalems, durch den "6-Tage-Krieg"

Ebenfalls war beeindruckend, dass zum Einen auf jeden Besucher mindesten zwei Militärs + zwei bewaffnete Zivilpolizisten + (wahrscheinlich) zwei bewaffnete Mossad-Agenten kamen (?!).


Zum Anderen innerhalb der Stadtmauern das Leben unbeeindruckt weiterlief da Moslems die Teilnahme an der Parade absolut verwehrt blieb. Ebenso machten sich die ultraorthodoxen Juden auch nichts aus den Feierlichkeiten.

Wir müssen draußen bleiben... kein Fest für Moslems!


Ich hatte es ja bereits schon angekündigt, dass das Mobiltelefonieren in Israel etwas anders abläuft als bei uns in Deutschland. Abgesehen von den üblichen Verabredungen, Verspätungs-SMS oder dem allgemeinen Telefonat gibt es hier noch eine weitere Komponente, die ich als "Sicherheits-Anruf", bzw. "-SMS" beschreiben würde.
Ein kleines Beispiel: Während der 5-stündigen Busfahrt von Jerusalem nach Eilat saß neben mir eine Schülerin die ±37 mal angerufen wurde, bzw. angerufen hat (ich habe bei Telefonat ± Nr. 6 mit angefangen zu zählen/Strichliste zu führen). Das macht im Durchschnitt alle 8 Minuten ein Telefonat!
Zwischendrin (in einer Telefonpause) habe ich sie dann mal darauf angesprochen, weil es mich schon etwas erstaunt hat, dass sie maximal nur 15 bis 20 Sekunden lang telefoniert.
Sie sagte mir, dass sie immer nur kurz Bescheid gibt, dass es ihr gut geht, alles sicher ist und sie nicht in Gefahr ist. (!)
Für mich klang das etwas Schizophren und nach Verfolgungswahn, doch erklärte sie mir, dass die meisten der geführten Gespräche diese Art von Inhalt haben – bei vielen Israelis.
Unabhängig wo man sich gerade befindet. Man ruft an oder wird angerufen, das gleiche gilt natürlich auch für SMS.
Da ich das schon vorher zweimal gehört hatte, muss irgendetwas davon wahr sein. Ich werde das auch in Zukunft weiter verfolgen. Hier ergeben sich auch für einen Kommunikationsdesigner enorme Möglichkeiten – wahrscheinlich aber eher weniger für die Kommunikation mit "der anderen Seite".

Übermorgen werde ich meine Zelte hier abbrechen und wieder die Heimreise nach Deutschland antreten. Irgendwie freut man sich, nach dem hier so selbstverständlichen Umgang mit Waffen und Gewalt, auf die "Gartenzwerge und Bausparverträge". Ich möchte an dieser Stelle noch kurz allen Menschen danken, die mir bleibende Eindrücke vermittelt und persönliche Einblicke in den vergangenen Wochen gewährt haben.

Anbei noch ein paar Bilder der vergangenen Tage.

Jordanien: im Wadi Rum



Wadi Rum – Gespräch mit Händen und Füßen mit dem Guide und Fahrer, Attala, Beduiene aus Südjordanien


Petra – Viel mehr als nur "Indianer Jones"...


Amman – Panorama von der Zitadelle aus ins Zentrum

Mittwoch, 9. Mai 2007

Interviews UNO und IPCC



Die letzten Tage waren sehr abwechslungsreich, ... sorry, dass ich 3 Tage nichts geposted habe.
Vorgestern hatte ich ein interessantes Treffen mit Majed Abu Kubi, Unit Manager Information Management, UNO (OCHA, Office for the Coordiantion of Humanitarian Affairs, Jerusalem). Wir unterhielten uns über die Siedlungspolitik, sowie die Zersiedelung der palästinensischen Autonomiegebiet (PA). Ein "Klick" auf die Website lohnt sich, dort finden sich jede Menge Kartenmaterial, Tabellen und Infos. Bildmaterial habe ich zur internen Verwendung großzügig zur Verfügung gestellt bekommen, dieses kann ich leider hier nicht posten.
Im örtlichen Büro werden Informationen zur Sicherheitslage durch "Vorortbesichtigungen" sowie Externe Mitarbeiter bearbeitet, eingeschätzt und ausgewertet. Als Kommunikationsdesigner hat es mich besonders gefreut zu hören, dass mein Job auf diesem Gebiet besonders gefragt und gesucht ist. So bekam ich bereits nach 5 Minuten das erste Jobangebot. :) Leider konnte ich den Blog nur auf deutsch präsentieren, was mich im nach hinein etwas geärgert hat. Mittlerweile denke ich schon ernsthaft darüber nach, das ganze auf Englisch weiter zuführen, da ich diese Reaktion leider nun schon mehrmals hier gehört habe.
Bilder sind glücklicherweise sprachübergreifend...

Gestern war ich u.a. in Qumran, Masada (Burg von König Herodes), eine Runde im Toten Meer liegen und noch in Jericho.
Mit großem Interesse ist ja der gestrige Fund des Grabes des besagten Königs hier aufgenommen worden - allerdings nicht in Bezug auf die Ausgrabung selbst. Heute waren promt wieder verstärkte Sicherheitskontrollen und Checkpoints, nach Äusserungen von jüd. Siedlern, dass dieser Fund nur ein weiterer Beweis für die Rechtmäßigkeit auf den Anspruch des ganzen Landes sei. Da sich das Grab aber im PA befindet, wurde mit "Reaktionen" auf diese Aussagen von palästinensischer Seite hier in Jerusalem gerechnet, bisher blieb es aber schön ruhig.
Das Ganze zeigt eigentlich nur, an welchem seidenen Faden der "Friede" hängt – der sensationelle Fund spielt hier keine größere Rolle.

Jericho (PA) war etwas enttäuschend, lediglich ein paar Steinbrocken stehen noch von der damaligen Siedlung, wobei die in der Bibel beschriebene Stadtmauer bis heute nicht gefunden wurde. Der Tourismus, die wirklich einzige Einnahmequelle, ist fast vollkommen zum Erliegen gekommen. Es ist schon bitter mit anzusehen, wie die älteste kontinuierlich bewohnte Siedlung der Welt (knapp 11 000 Jahre alt) so vor "die Hunde" geht.

Des Weiteren erfuhr ich von meinem koptischen (christl. arabisch) Fahrer, David, eine neue Theorie über das Scheitern von Camp David 1994. Seiner Meinung nach ging es Arafat nur um die Subventionen aus USA und Europa. Hätte er sich damals mit Barak geeinigt, wären diese Zahlungen natürlich in Zukunft eigestellt worden. Das hätte Palästina noch weiter wirtschaftlich zurückgeworfen. In diesem Zusammenhang, erklärte mir David, dass natürlich auch rein persönliche Geldinteressen von Einzelnen eine Rolle gespielt haben, demnach sei Arafat, einer der reichsten Palästinenser im Land gewesen.
Ebenfalls der Bau der Mauer, so wurde mir gesagt, sei aktiv von palästinensischen Bauherren vorangetrieben worden, die eine ganze Stange Geld mit dem israelischen Großprojekt verdient haben. Ich hatte bisher weder die Zeit noch Muße dieses nachzuprüfen. Werde das aber natürlich tun. Auch hier möchte ich diese Meinung unkommentiert stehen lassen.

Heute, hatte ich ein überaus interessantes wie informatives Gespräch mit Dr. Abdallah Owais, Project Manager im IPCC (International Peace and Cooperation Center, Jerusalem)
In dem knapp einstündigen Gespräch ging es zunächst um sein Spezialgebiet: Stadtplanung und Stadtentwicklung von Jerusalem. In diesem Zusammenhang schenkte er mir großzügigerweise gleich drei der jüngst erschienen Publikationen, die meisten in enger Zusammenarbeit mit der hiesigen Vertretung der Friedrich Ebert Stifung.
Im Einzelnen handelt es sich um die Bücher: "Jerusalem on the map" IPCC, ISBN: 965-7283-12-4 // "The Wall – fragmenting the palestinian fabric in Jerusalem" IPCC, ISBN: 965-7283-11-6 // "discrimination in the heart of the Holy Land", Meir Margalit, ISBN: 965-7283-08-6. Beim zuletzt genannten Titel handelt es sich bei dem Autor um einen ehemaligen Verantwortlichen im israelischen Stadtplanungsamt, Jerusalem. Meir Margalit ist einer der prominentesten Mitgestalter (seit über 30 Jahren) im laufenden Friedensprozess. Momentan arbeitet er im israelischen Komitee "Against Housing Demolitions" (frei übersetzt: "gegen die Zerstörung von Wohnraum").
Herr Dr. Owais zeigte mir die zentrale strategische Rolle Jerusalems für die PA auf. Er erklärte mir den Plan E-1 (Expansion 1) auch bekannt unter dem Namen "Jerusalem 2000 Plan" der die strategische Zersiedelung Ostjerusalems (hauptsächlich bewohnt von Palästinensern) vorsieht. Er belegte mir diese Absicht und das Vorhaben mit Zahlen und Fakten, teilweise den gleichen, die ich zwei Tage zuvor auch schon von der UN bekommen hatte.
Ich war so frei, eine Karte aus dem Buch "Jerusalem on the map" abzufotografieren und zu posten welche den ungefähren Verlauf des E-1 vorsieht. (Obwohl ich zwar in meinem "mobilen Büro" über Adobe Illustrator® verfüge, ist es mir in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen, eine entsprechende eigene Karte zu präsentieren.)

Expansion Plan E–1 / zum Vergrößern bitte anklicken...

Zum Abschluss unseres Gespräches viel seine Einschätzung zu meinem Themas (Wirklichkeitsbezug sowie die Wichtigkeit von aktiv gestalteter Kommunikation) recht positiv aus. Er betonte, dass erstmal grundsätzlich nichts unrealistisch sei, lediglich die Zeit und die Umstände nicht immer dafür sprechen. Nochmals ausdrücklich betonte er, dass eine dauerhafte Lösung des Konfliktes, NUR friedlicher Natur sein könne.

Kurzentschlossen werde ich morgen Richtung Süden, über Hebron nach Eilat weiter nach Akaba reisen, somit meinem Blog voraussichtlich eine kreative Auszeit für ein paar Tage gönnen.

Das nächste Thema steht allerdings schon fest: Das Handy! Benutzung anders als in Deutschland!

hier ein paar visuelle Eindrücke von jetzt, gleich und nachher...


Die Politik von "Big Brother" kommt nicht immer gut an!


Jüdischer Freidhof auf den "Olive Mountain, Jerusalem"




verlassenes Wohnhaus in Jericho - diesmal nicht von Posaunen zerstört.

Sonntag, 6. Mai 2007

Samstag, 5. Mai 2007

Jerusalem am Shabbat

Gestern war Shabbat, das bedeutet, keine Geschäfte haben offen, keine öffentlichen Busse fahren und wenn man durch die Straßen außerhalb der Stadtmauern schlendert, denkt man, man wäre in einer verlassenen Geisterstadt. Nicht einmal, den bei uns so beliebten "sonntäglichen" Stadtbummel, gibt es. Unglaublich und etwas unheimlich...

Innerhalb der Mauern, ist es dagegen umso belebter – logischerweise vor allem im arabischen Viertel. Dort befindet sich auch das "Österreichische Hospiz" mit einem wunderbaren grünen Garten mit Cafétertia, wo ich mir eine Mélange und einen zünftigen Apfelstrudel bei schönstem Sonnenschein gegönnt habe :)

Unser Aussenminister, Frank-Walter Steinmeier wollte mich eigentlich gestern hier besuchen und mit mir über meine Masterarbeit reden,.. allerdings haben wir uns irgenwie verpaßt, somit musste er dann doch ein Treffen mit dem Palästinenserpräsident Mahmud Abbas einschieben. In seiner Doppelrolle als EU Ratspräsident ging es um die "eingefrorenen" Gelder der EU die hier zum Aufbau der Wirtschaft dringend benötigt werden.

Des weiteren war ich gestern auch noch fleißig am basteln für meine heutige "Sprayeraction" an der Mauer :) Gehe jetzt gleich mal los und suche mir ein geeignetes Plätzchen... Bilder davon lade ich dann heute Abend hoch :)

Hier schon mal 2 Bilder der "Geisterstadt":


Der Zionsplatz, einer der belebtesten Plätze und der Treffpunkt in der Stadt


Die Jaffa Road, der "Ku´damm" von Jerusalem um 10:43 h morgens am Shabbat

Donnerstag, 3. Mai 2007

Ramallah

Gestern war ein wirklich abwechslungsreicher Tag, von interessanten Gesprächen über tanzende Polizisten bis hin zum "rumgeballer" mit Maschinengewehren bezüglich des, von den Demonstranten gewünschten, Rücktritts von Premierminister Ehud Olmert.

Das Goethe Institut in Ramallah ist ein wirklich freundlicher Ort. Nicht zuletzt durch die freundliche und hilfsbereite Art von Ursula Gutcherian und Samira Hanini. Entspannt konnte ich in den Unterlagen zur Goetheplattform "Kunst und Krieg" recherchieren sowie in einem kurzen Gespräch mit den beiden die Lebens- und Sicherheitslage vor Ort sowie die Arbeit des Institutes im Allgemeinen bequatschen.

Darüber hinaus bekam ich 2 wichtige Tipps: Mich mit meiner Arbeit an die zwei führenden palästinensischen Kulurorganisationen, Sakakini-Foundation sowie die Qattan-Foundation zu wenden. Da ich ohnehin vor Ort war, dachte ich mir sofort dahin zu fahren. Faten Farhat, die Direktorin der Sakakini-Foundation hatte leider nur kurz Zeit. Mit ihr werde ich mich wahrscheinlich kommende Woche nochmals in Ramallah treffen.

Auf dem Weg zur zweiten Adresse, kreuzte ich den Löwenplatz, der (Chaos-)Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Hier arbeitet, oder besser gesagt, tanzt, DER Botschafter der Stadt der Westbank, wenn nicht des ganzen Nahostkonfliktes. Abu Ali Read hat als Verkehrspolizist einen eigen Stil entwickelt das Chaos in der Stadt zu bändigen (Ampeln gibt es nicht, hätten auch keinen Sinn). Mit choreografiegleichen Tanzbewegungen läßt er Leute passieren oder Autos warten. Inmitten der Hektik, der allgegenwärtigen Gewalt, ist es er, der zeigt, dass die Leute die Lebenslust nicht verlernt oder verloren haben. Berühmtheit erlangte er bereits auch schon bei uns in Deutschland, genauer gesagt in den ARD-Tagesthemen. Leider sind seine Englischkenntnisse rudimentär und meine Arabischkenntnisse noch schlechter, sodass ich ihm nur kurz von seiner Botschafterrolle erzählen konnte.

Zunächst sah es bei der Qattan-Foundation auch nicht besser aus. Mahmound Abu Hashhash, Leiter der Abteilung für Kultur und Kunstprojekte, begrüßte mich mit den Worten nur 10 Minuten Zeit zu haben. 2 Stunden und eine halbe Tüte Haribo Maoam® später diskutierten wir immer noch! Das Gespräch war überaus herzlich und vor allem sehr offen. Er reagierte selbst auf kritische Fragen meinerseits gelassen und erläuterte mir den palästinensischen Standpunkt in der Öffentlichkeit, sowie die verzwickte Situation und den "Road Map"-Gedanken aus Kultureller Sicht. Er selbst studierte in London, UK, und sei sich dem Bild und dem Stellenwert in den europäischen Medien, welchen die Nahostpolitik dort hat, durchaus bewusst.
Meine Motivation und die Idee meiner Arbeit hielt er für visionär, betonte aber auch, das es eben diese Visionen sind, die die Dinge verändern können.
Auf die Frage: Wie sieht Palästina 2027 aus, erwiderte er spontan, dass lediglich die Zielgenauigkeit der israelischen Waffen besser und die Grenzkontrollen hightechmäßiger ausgeweitet sind.
Den Supergau, einen Krieg arabischer Staaten (er meinte vor allem Syrien) hielt er bis dahin für überaus wahrscheinlich.
Sehr schockierend für mich waren seine Schilderungen bezüglich militärischer Aktionen in der Westbank (vor allem Nablus und Ramallah) bei denen es regelmäßig zu Toten und Verletzten kommt. Hier vielen die Stichworte: Sippenhaft, Vorverurteilung und Schutzhaft.

Ich möchte das umkommentiert lassen, da ich ebenfalls Schilderungen auf israelischer Seite von ähnlichen Guerilla Aktionen von palästinensischen Terroristen gehört habe.

Da Waffen hier so selbstverständlich sind wie bei uns die Gartenzwerge, war es eigentlich nur für mich sehr befremdlich, als in der Nebenstraße ein halbes Magazin weggeballert wurde. Obwohl ich eher der neugierige Typ bin, war es mir in diesem Fall egal, warum, weshalb und wieso da geschossen wurde. Beunruhigend waren dann nur die Sirenen von Krankenwagen und Polizei 5 Minuten später. Gleichzeit kam es mir so vor, als ob ich der einzige gewesen bin der das gehört hatte. Das Alltagsleben ging ganz normal weiter, in den Geschäften wurde gefeilscht, Kaffee getrunken oder einfach nur sich unterhalten.

Die Rückfahrt der knapp 40 km langen Strecke hat aufgrund der Grenze/Checkpoint,Pass-, Gepäck- und Personenkontrolle gut 2 Stunden gedauert.

Abends, wieder zurück in Jerusalem und in meiner Luxusabsteige, kam es erneut zu Schüssen, diesmal viel mehr und häufiger.

Und wieder ging ein ganz normaler Tag im Nahen Osten zu Ende...

Heute früh habe ich auch den Grund für das "Geballer" erfahren. Das Winograd-Dekret, welches der aktuellen Regierung um Premierminister Ehud Olmert und seinem Verteidigungsminister Amir Perez die Hauptverantwortung für den im vergangenen Herbst geführten Libanonfeldzug zuschreibt und ihnen ein katastrophales Zeugnis der Kriegsführung ausstellt und Fehleinschätzungen sowie Beugung der Demokratie vorwirft.
Gestern demonstrierten gut 100 000 Menschen friedlich in Tel Aviv für einen Rücktritt der gesamten Regierung und vor allem Omerts. In Jerusalem waren es nur ein paar hundert, diese waren allerdings so aufgebracht, dass sie sich mittels ihren Waffen Gehör verschafften. Verletzt wurde - meinen Informationen zufolge - niemand.

Heute konnte leider nicht so viel erreichen, bei UNO (UN Office for Coordinations of Humanitarian Issues & Affairs - OCHA) sowie bei beim Israel/Palestine Center for Research and Information (I.P.C.R.I) und International Peace And Cooperation Center (IPCC) konnte ich mir nur ein paar Termine für kommende Woche holen. Wenigstens konnte ich den überaus guten israelischen Kaffee (Weltklasse!) mit einem unglaublich süßen Zuckerteil genießen :)






Auswahl an Kasetten mit Koranversen und Predigten


schöne Blumen!


ein Stück kalter Krieg geht weiter,.. Kalashnikov AK 47 (Russland) vs. M16 / M4 (USA) (siehe Bild unter Post: Jerusalem - Mea Shearim)


180° Panorama auf Ramallah


Botschafter für - und Institution in Ramallah, der "tanzende" Verkehrspolizist (Er regelt den Verkehr mit einer, ihm typischen Art, etwas zwischen Tango und Salsa).


das ganz normale Chaos

Jerusalem, Mea Shearim

Neben dem überaus geistig aufgeladenen Jerusalem, habe ich doch tatsächlich auch das "westlich verkommene" Leben in der Stadt gefunden. Aber auch hier, ist es nicht ganz so wie in Berlin, Moskau oder New York. Es ist ja schon etwas befremdlich, im überwachten Café zu sitzen und sich entspannt zu fühlen.

Das absolute Highlight war aber gestern der Besuch im ultra orthodoxen Judenviertel, Mea Shearim. Kein Radio, kein Fernsehen, kein Telefon (vielleicht ein paar geheim-Handys). Neuigkeiten verbreiten sich nur mündlich oder sind mit Plakaten an die Hausmauern geklebt (siehe Foto).
Gestern Abend führte ich ein sehr interessantes und unterhaltsames Gespräch mit Dr. Klaus Lampert, Arzt in der Hadassah Klinik in En Kerem.
Er berichtete von einem friedlichem Mikrokosmos der Kulturen. Araber, Christen und Juden teilen sich die Zimmer auf den Stationen und werden nicht gesondert oder getrennt behandelt. Die Situation ist friedlich und resepetvoll, so sein Bericht.
Die Klinik ist vor allem durch ihre Chagall-Fenster im Erdgeschoss bekannt
(siehe unter Links).

Momentan sitze ich gerade in Ramallah in einem kleinen Internet Coffee (kein Witz, hier steht Coffee - bitte mit viel Milch und Zucker) und freue mich über das unglaublichste Hupkonzert draussen auf der Strasse. Die Lage hier ist wesentlich entspannter, die Strassenverhältnisse katastrophal und das Wetter gerade leicht bedeckt.

Habe gleich einen Termin mit dem hiesigen Goethe Institut. Werde mir dann nachher auch die Parlamentsgebäude ansehen und heute abend wieder nach Jerusalem zurückfahren.

und ja, und ich werde mir auch eine Spraydose kaufen und auch mich an der Mauer verewigen...

Anbei ein noch ein paar visuelle Eindrücke:


180° Blick vom Mount Scopus (Hebrew University of Jerusalem) auf die Altstadt


90° Blick vom Mount Scopus (Hebrew University of Jerusalem) ins Hinterland




Im Jüdischen Viertel in der Altstadt, wurde mittels Spraydose die arabischen Straßennahmen entfernt.


"fernsehen" in Mea Shearim






Früh übt sich...


Zionsplatz, Jerusalem, 17:47h

Montag, 30. April 2007

Betlehem

Habe heute den Minibus nach Betlehem genommen und konnte mir bereits ein erstes Bild der Lage "der anderen Seite" auf der Fahrt dorhin machen, welche widrigen Umstaende ein Palestinenser erdulden darf, um ein- bzw. ausreisen zu koennen.

Besonders interessant, war die Kontrolle am Checkpoint. Auslaender koennen einfach passieren, Palestinenser muessen einen Handscan sowie eine eingehende Personen und Gepaeckkontrolle ueber sich ergehen lassen (bis zu 1 Stunde Wartezeit, sagte mir ein Busreisender).

Die Mauer ist schon beeindruckend. Schaetzungsweise ca. 6-7 Meter hoch und absolut unueberwindbar. Das Argument, damit Selbstmordattentaeter aus Israel fern zu halten, trifft sicherlich nur bedingt zu. Es erschwert zwar offensichtlich irgendwelchen Terroristen ungehindert die "Grenze" zu passieren, allerdings draengt sich einem vielmehr der mentale Aspekt der Mauer auf - als reine Machtdemonstration gegenueber den Palestinensern.

Werde morgen oder uebermorgen eine Reise mit dem Bus nach Ramallah, bzw. von Ramallah nach Betlehem (auf palestinaenischer Seite) machen und dokumentieren.
Erfahrungsberichten nach fuehrt der Weg an 9 Checkpoints vorbei. Das bedeutet, inkl. der Wartezeiten und Kontrollen, bis zu 5 Stunden Reisezeit fuer gerade mal laeppische 60 km! Bon Voyage.

Anbei noch ein paar Eindruecke aus Betlehem. Mehr Bilder lade ich morgen oder so hoch...


"Frohe Weihnachten in Betlehem"


Stein des Anstosses. Eine der israelischen Siedlungen (Har Homa).


"Welcome to Jerusalem"




"Die Berliner Mauer werde "notfalls noch hundert Jahre stehen" verkündete Erich Honecker noch im Januar 1989..."






Taxisharia in Betlehem Stadt